minimalraum
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HABGIER

MARC SCHWARZ und MASSIMO MILANO
5. Januar 2013 bis 26. Februar 2013

Hubraum steigern, Ankleideräume füllen, Macht mehren, Heiraten erschwindeln, 178'325 Freunde auf Facebook zählen, Kunst horten, Länderein kaufen, Wasserreservoirs vermarkten, Diktaturen gründen, Firmenimperien mehren, Dagobert Duck kopieren, Immobilien en gros schachern, Inseln besetzen, überall dabei sein. Habgier hat viele Gesichter. Die Habgierigen scheinen keine Grenzen zu kennen und verfolgen das Ziel, Güter und Vermögen anzuhäufen. Die Frage nach dem Nutzen wird dabei nicht gestellt – nur die nach dem Besitzen. Erst wenn dadurch ein Gleichgewicht gestört wird betrifft dies nicht mehr nur den Gierigen, sondern die Gesellschaft: Das Sprichwort „Des einen Freud ist des anderen Leid“ wird Tatsache und der Überfluss geht auf Kosten echter, existentieller Bedürfnisse. Würde versucht, alle Momente von Habgier zusammen zu tragen und sie bildlich in einem Kunstwerk zu vereinen, würde jeglicher Rahmen gesprengt und am Ende bliebe die plakative Anklage.
Marc Schwarz und Massimo Milano haben diesen Weg nicht gewählt, denn dieser würde die Sicht auf die Diversität der eigenen Gier nach Haben, Konsumieren, Nehmen, Dabei sein, Mitmachen ohne inne zu halten, versperren. Er verhindert die Frage danach, wann die legitime Lust am Haben aufhört und wann die haltlose Gier nach Mehr beginnt. Wann können wir geniessen, sind bereit zu teilen, uns zu freuen und dankbar zu sein? Die von ihnen gewählte Reduktion im künstlerischen Ausdruck bringt die dahinter liegende, vielschichtige Bedeutung um so deutlicher und klarer zum Tragen und lässt die Betrachter in ihrer eigenen Verantwortung zurück.


Marc Schwarz (*1968 Zürich, lebt und arbeitet in Zürich), nach dem Studium der Architektur an der ETH Zürich ersetze er die Arbeit vor dem Reisbrett durch die hinter der Kamera und hat sich mit seinen zahlreichen Dokumentarfilmen international bekannt gemacht. Seit einigen Jahren betreibt er gemeinsam mit seinem Bruder eine eigene Firma. In den filmischen Projekten liegt der Schwerpunkt auf der Dokumentation von Ausstellungen über Architektur und Kunst, ebenso wie auf Porträts von Personen, Landschaften und Stadtgebieten. Es gelingt Schwarz stets mit frischem Blick Situationen aufzunehmen und im Film neu und ungewohnt zusammen zu stellen. Im Bereich des Tanzes und der Musik setzt er seine aussergewöhnliche Kamerasprache dazu ein, den Künstlern Raum zu geben, ihre Stärken in den Vordergrund zu stellen und gleichzeitig ihre ganz eigenen Seiten zu zeigen. Direkt und nicht kompromittierend; ungeschönt, entlarvend und nicht verzerrend. Mehr siehe www.schwarzpictures.com

Massimo Milano (*1968 in Süditalien, lebt und arbeitet in Rapperswil und Zürich), freischaffender Illustrator und Künstler. Er gründete 2006 den Raum62 in Rapperswil und stellt seit 2010 im zweimonatigen Turnus in dem von ihm gepachteten minimalraum in Rapperswil aus. Als Künstler nähert er sich primär mit dem Medium der Zeichnung, aber auch mit Installationen und Video seinen Themen, die er aus der Beobachtung und Auseinandersetzung mit dem Menschen in seiner Umwelt generiert. Darin haben zwielichtige Gestalten ebenso Platz, wie Strich gewordene Hoffnungen, ängste und Tabus. Grossformatiges entsteht mit minutiösem Strich, Einheitsfassaden, Gesichtslose, Gepeinigte und Andersartige verweisen auf gesellschaftliche Rahmen und Zwänge, während hier und dort scheinbar ganz Banales durch seine Arbeit unsere Aufmerksamkeit erhält. Seine Arbeiten sind auf internationalen Ausstellungen zu sehen, er erhielt mehrere Preise und Stipendien.

Eindrücke der sechste Vernissage von projzwei zum Thema HABGIER vor dem minimalraum in Rapperswil.