minimalraum
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TRÄGHEIT

IRENE DÜRING und MASSIMO MILANO
2. MÄRZ 2013 bis 30. APRIL 2013

Aus den Hauptsünden gehen alle Sünden hervor und doch werden erstere ungleich schwerer gewichtet. Der Trägheit gehen Hochmut, Neid, Zorn, Wollust und Völlerei voraus und ihr wird Habgier nachgestellt. Diese Reihung legte im 6. Jahrhundert Papst Gregor I. fest und bezog sich dabei auf die Schwere der Ich-Bezogenheit. Er war es auch, der die damals noch als Hauptsünde figurierende Traurigkeit durch Trägheit ersetzte. Heute allerdings wird Trägheit vorschnell mit Faulheit gleich gesetzt und doch haben sich Irene Düring und Massimo Milano in ihrer Gemeinschaftsarbeit mit der originären Bedeutung, nämlich der Trägheit des Herzens, befasst anstatt mit der Unlust, etwas zu tun. Trägheit des Herzens wird auch als Krankheit des Willens verstanden, sie äussert sich in vollkommener Gleichgültigkeit und eben solchem Egoismus, in der Verweigerung jedweder Verpflichtung und hat doch viele Gesichter. Diese sind notwendig, um trotz Trägheit des Herzens immer noch Teil der Gesellschaft zu sein. Wer mag schon jemanden, der zugibt, sich für nichts zu interessieren? Der lieber seine Ruhe hat, als tatsächlich zuzuhören, zu reagieren, nachzudenken, spontan zu sein, sich Zeit zu nehmen? Es wird also vordergründig Aktivität suggeriert, die bei näherem Betrachten eine Farce ist und sich in Stumpfsinn äussert.
Irene Düring und Massimo Milano haben sich in ihrer gemeinsamen Auseinandersetzung mit der Trägheit des Herzens gegen eine reine Darstellung dieser Hauptsünde entschieden. Vielmehr suchten sie in ihrer Arbeit und mit einer eigenen Form von Trägheit des Herzens ein Werk zu realisieren. Dabei sind Künstlerinnen und Künstler in der Regel jene Personen, denen vielleicht ein Hang zur Melancholie nachgesagt werden kann, aber eher nicht, dass sie sich bei der Realisierung ihres Werks aus einer Auseinandersetzung mit der Welt entziehen. Diese Hürde haben Irene Düring und Massimo Milano in der Tat zu überwinden verstanden.


Irene Düring (*1968, lebt und arbeitet in Zürich) absolvierte nach dem Studium der Kunstgeschichte an der Universität Zürich ihre künstlerische Ausbildung an der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Sie realisiert primär raumbezogene Objekte und Installationen und vereint darin oftmals gegensätzliche MaterialIen mit denen sie insbesondere bestehende Klischees hinterfragt und vermeintlich Gegensätzliches zusammen führt. Dies resultiert auch aus einer Faszination für Strukturen, Oberflächen und Beschaffenheit diverser Werkstoffe, die gesammelt, gefunden, entdeckt, entwickelt und einem zu Grunde liegenden Thema neu befragt und formuliert werden. Irene Düring ist mit ihren Arbeiten sowohl in Einzelausstellung als auch in Gruppenausstellungen im In- und benachbarten Ausland vertreten.

Massimo Milano (*1968 in Süditalien, lebt und arbeitet in Rapperswil und Zürich), freischaffender Illustrator und Künstler. Er gründete 2006 den Raum62 in Rapperswil und stellt seit 2010 im zweimonatigen Turnus in dem von ihm gepachteten minimalraum in Rapperswil aus. Als Künstler nähert er sich primär mit dem Medium der Zeichnung, aber auch mit Installationen und Video seinen Themen, die er aus der Beobachtung und Auseinandersetzung mit dem Menschen in seiner Umwelt generiert. Darin haben zwielichtige Gestalten ebenso Platz, wie Strich gewordene Hoffnungen, ängste und Tabus. Grossformatiges entsteht mit minutiösem Strich, Einheitsfassaden, Gesichtslose, Gepeinigte und Andersartige verweisen auf gesellschaftliche Rahmen und Zwänge, während hier und dort scheinbar ganz Banales durch seine Arbeit unsere Aufmerksamkeit erhält. Seine Arbeiten sind auf internationalen Ausstellungen zu sehen, er erhielt mehrere Preise und Stipendien.

Eindrücke der siebsten und letzten Vernissage von projzwei zum Thema TRÄGHEIT vor dem minimalraum in Rapperswil.